Samstag, Juni 02, 2007

Eva in Coober Pedy

Das Outback. Unendliche Weiten. Endlich habe ich es hierher geschafft und zwar nach - Trommelwirbel! - Coober Pedy. Coober was?! Coober Pedy! Dieser Ort, die Opalhauptstadt der Welt, befindet sich nur 846 Kilometer von Adelaide entfernt im Norden South Australias. Mein Weg dorthin fuehrte mich den Stuart Highway entlang, der von Adelaide im Sueden (genauer: Port Augusta) einmal quer durch den Kontinent hoch nach Darwin in den Norden Australiens fuehrt. Gesamte Laenge knapp 2800 Kilometer.

Ein kurzes Wort zu John McDouall Stuart, weil man um seinen Namen einfach nicht herum kommt, wenn man in diesem Teil Australiens unterwegs ist. (Siehe Stuart Highway) Und ihr natuerlich immer wieder etwas von mir lernen koennt. Und ich bestimmt in den naechsten Beitraegen das ein oder andere Mal noch mal seinen Namen erwaehen werde. Der gute alte John hatte die erste erfolgreiche Inlandsexpedition von Sued- nach Nordaustralien unternommen und dabei weder einen einzigen Expeditionsteilnehmer noch sein eigenes Leben verloren. Das war es eigentlich auch schon von mir ueber ihn. Will ja schliesslich nicht seine Biografie niederschreiben.

Doch zurueck zu Coober Pedy. (Die Unterrichtsstunde geht weiter!) Urspruenglich war es bekannt als "Stuart Range Opal Field", da unser Johnny-Boy 1858 als erster europaeischer Entdecker zufaellig in der Gegend war. 1915 wurde dort Opal, der kunterbunte Edelstein, entdeckt. Was natuerlich zu einem sprungartigen Ansprung der Bevoelkerungszahl fuehrte. Da es draussen recht heiss war und die Arbeiter schnell feststellten, dass es in den Minen temperaturtechnisch um einiges angenehmer war, schliefen sie in den Minen und gruben sich teilweise Haeuser in die Huegel. Die Ureinwohner beobachteten dieses seltsame Phaenomen und sprachen von dem "kupa piti", was ungefaehr soviel heisst wie "Weisser Mann in der Grube". Aha! (<-- Aha-Effekt!) (<-- Aha, ein Aha-Effekt!) (Was mich uebrigens zum spontanen Umtexten eines bekannten Kinderliedes zu "Weisshaut in der Grube" veranlasste. Was wiederum mit Besorgnis von anderen deutschprachigen Tourteilnehmern zur Kenntnis genommen wurde.) Der Name "kupa piti" wurde bald uebernommen, verenglischt und seit 1920 gibt es nun also offiziell "Coober Pedy". (Also ich finde das interessant, daher musste ich das einfach mit euch teilen und euch mitteilen.)

Diese Wuestenstadt ist multikulti, ihre Bewohner gehoeren mehr als 45 Nationalitaeten an. Besonders beeindruckend deshalb, da sie nur ca. 3,500 Einwohner hat. Ich hatte das Privileg in einem sogenannten "Dugout", also einem Haus, das seitlich in einen Huegel eingegraben wurde, zu schlafen. Mit Tageslicht ist da zwar nicht viel, dennoch war es ein einmaliges Erlebnis! Diese Behausungen sind zwar recht teuer zu "bauen", aber extrem kostensparend. Keinerlei Heiz- oder Klimaanlagenkosten, da es immer konstant um die 23 bis 25 Grad hat. Man muss nur sicherstellen, dass jedes Zimmer ein Lueftungsrohr, also eine Art Kamin, hat. Was schon witzig aussieht: All die Huegel mit Rohren obendrauf. Ueberhaupt ist die ganze Wuestenlandschaft surreal, weshalb Coober Pedy ein beliebter Drehort fuer Filmemacher ist. So zum Beispiel fuer "Mad Max 3" oder auch den australischen Film schlechthin: "Priscilla, Queen of the Desert".

Ich habe wirklich unheimlich viel ueber Opale und den Opalabbau erfahren, das kann ich jetzt unmoeglich alles niederschreiben. Will ich auch gar nicht. Aber ein bisschen was geht ja immer: Coober Pedy ist eine der wichtigsten Opalquellen der Welt und der Beiname "opal capital of the world" ist wohlverdient. Australien liefert knapp 97% der Opale weltweit und Coober Pedy wiederum ist bei weitem die ausgiebigste Opalquelle in Australien. Es hat erst seit den 80ern Elektrizitaet und bekommt bloss einmal pro Woche frisches Gemuese und Co. geliefert (mittwochs). Am Rande sei weiterhin erwaehnt, dass die Minenarbeiter schnell das Dynamit fuer sich entdeckten und Coober Pedy wahrscheinlich der einzige Ort in der Welt war, wo man Dynamit im Supermarkt kaufen konnte. ("Ein Liter Milch und 20 Stangen Dynamit, das macht dann 23 Dollar und 60 Cents.") Die Zeiten sind vorbei, aber dennoch sollte man sich mit den Bewohnern besser nicht anlegen und um Himmelswillen nicht auf die Idee kommen in einer fremden, ergiebigen Mine nach Opalen zu schuerfen! Es kann schon mal vorkommen, dass der Besitzer Dynamit in die Grube schmeisst, weil er ja nicht wusste (oder auch: weil er "nicht" wusste), dass sich jemand darin befindet. Und der Fremdschuerfer ist natuerlich bedauerlicherweise draufgegangen. Ich habe noch eine andere huebsche Geschichte gehoert, die Dynamit und ein Polizeiauto beinhaltet und seitdem soll es angeblich keine (Opaltransport-)Fahrzeugkontrollen mehr geben. Freundliches Voelkchen!

Aber vielleicht sind manche Arbeiter ja nur deshalb so mies drauf, weil der Opalabbau eine Knochenarbeit ist. Und die Frauen-Maenner-Quote in Coober Pedy angeblich 1:60 betraegt. Oder vielleicht auch deshalb, weil aus Sicherheitsgruenden der Opalabbau in der eigentlichen Stadt verboten ist. Man kann aber sein Haus erweitern. Einfach ein neues Zimmer graben, Fussboden betonieren und die Waende mit Lack bespruehen, damit nicht alles vollstaubt - fertig ist das neue Zimmer! Falls man dabei zufaellig Opal findet, gilt das offiziell nicht als Opalabbau. Ein Haus in Coober Pedy hat so zum Beispiel sage und schreibe 21 Zimmer und waehrend des Ausbaus (nichts anderes war es, man braucht schliesslich 21 Zimmer!) Opale im Wert von knapp einer Viertelmillion Dollar gefunden. Gesetzesluecke?! Ich denke nicht!

Wie ihr seht, ein aeusserst interessantes Oertchen. Ich meine, welcher Golfplatz ist schon komplett grasfrei? Natuerlich habe ich auch einer Mine einen Besuch abgestattet. Ein paar andere Backpacker und ich machten uns ausserdem abends ueber einen Huegel auf in die "Stadt" und besuchten erst die Bar, wo die Locals abhaengen, dann die Touristenbar. Zwischendrin statteten wir noch dem Tankstellenshop einen Besuch ab. Zurueck in die erste Bar. Meine Begleiter tranken gemuetlich was, dann ging es zurueck nach Hause. Warum ich das fuer erwaehnenswert halte? Das Ganze hat keine Stunde gedauert! Das gesamte Nightlife Coober Pedys, inklusive Hin- und Rueckweg, haben wir in weniger als einer Stunde erkundet!! Viel mehr gibt es ueber Coober Pedy dann auch nicht zu sagen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

So, ich möchte bitte betonen, dass ich trotz Lernstress für Latein deinen langen Bericht gelesen habe und sogar freiwillig nach Bildern dieser Stadt gegoogelt habe. Leider lädtst du nur selten Bilder hoch (Ja, ich versteh ja, du kannst nicht so lange rumsurfen bzw. hochladen.), weshalb man ja alles nachgoogeln muss. Tss. Ist ja wie in der Uni: "Bereiten Sie das mal nach." Bin für eine Diashow nach deiner Rückkehr!
Wie reist du eigentlich momentan, öffentliche Verkehrsmittel, Touristentouren?
LG

Eva hat gesagt…

@Bianca:
Vielleicht ist das mit den Bildern ja pure Absicht von mir? Hausaufgaben fuer dich und die anderen! *gg* Druecke auf jeden Fall die Daumen fuer Latein, falls du diese Klausur tatsaechlich irgendwann schreibst. Wie ich reise? Von allem ein bisschen, je nachdem, wo ich bin.